Documenta11

Präsentation des digitalen ¹DWB in einer Installation von Ecke Bonk

Vom 8. Juni bis 15. September 2002 wurden im Rahmen der Documenta11 an mehreren Ausstellungsorten in Kassel von mehr als 100 internationalen Künstlern und Künstlerinnen Projekte und Werke unterschiedlichster Medien präsentiert. Unter ihnen Ecke Bonk, der nicht nur bereits an der documentaX teilgenommen, sondern überdies auch das graphische Erscheinungsbild der Documenta11 entworfen hat.

Ecke Bonks für die Documenta11 konzipiertes Projekt widmete sich dem Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm und trug der langjährigen Bearbeitungstradition dieses umfassendsten Wörterbuchs der deutschen Sprache Rechnung.

Das Hologramm zeigt die 380 Lieferungen der Erstausgabe und die im Jahr 2002 bereits
erschienenen 47 Lieferungen der Neubarbeitung in chronologischer Reihenfolge.

Hologramm zeigt alle Lieferungen der Erst- sowie die bereits erschienenen Lieferungen der Neubearbeitung in chronologischer Reihenfolge. Sie führen dem Betrachter die lange – und noch keineswegs abgeschlossene – Geschichte dieses „schatzhauses deutscher sprache“ vor Augen
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Die <i>Endless Column</i>, eine auf die Wand projizierte, endlos erscheinende Liste aller Stichwörter, verdeutlicht den immensen Umfang des Werkes.Open

Die Endless Column, eine auf die Wand projizierte, endlos erscheinende Liste aller Stichwörter, verdeutlicht den immensen Umfang des Werkes.

Ecke Bonks Werk führte zunächst in einen Raum, in dem in chronologischer Anordnung die 428 Lieferungen des ¹DWB und – soweit erschienen – seiner Neubearbeitung ausgestellt waren. Mit dem Verlassen dieses Raumes wurde auch die Ebene des gedruckten Wörterbuchs verlassen und der Betrachter sah sich ins Zeitalter der digitalen Medien versetzt: Auf einem Monitor lief die Liste aller Stichwörter von A bis Zypressenzweig in alphabetischer Reihenfolge durch, wobei die Geschwindigkeit so bemessen war, dass im Verlauf der 100 Tage der Documenta jedes Stichwort genau einmal angezeigt wurde. Diese elektronische Performance des Deutschen Wörterbuchs erreichte ihren Höhepunkt in einem zweiten Raum. Hier wählte ein auf drei Rechnern laufendes Programm aus dem gesamten Datenbestand des ¹DWB per Zufallsmechanismus Wörter­buch­artikel aus.

<i>Random Reading</i> visualisiert das Wörterbuch selbst. Per Zufallsmechanismus werden Wörterbuchartikel aus der digitalisierten Version ausgewählt und auf die Wände projiziert.Open

Random Reading visualisiert das Wörterbuch selbst. Per Zufallsmechanismus werden Wörterbuchartikel aus der digitalisierten Version ausgewählt und auf die Wände projiziert.

Diese wurden auf drei Wände projiziert und nach einer gewissen Zeit von drei neuen, zufällig ausgegebenen Wörterbuchartikeln abgelöst. Auf diese Weise wurde vom Beginn bis zum Ende der documenta ein unbestimmter Ausschnitt des Deutschen Wörterbuchs in einem rund um die Uhr laufenden „Random-Reading-Prozess“ ausgewählt und visualisiert.

Die hierfür benötigte Software und die digitalen Wörterbuchdaten wurden vom „Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften“ zur Verfügung gestellt und nach den Vorstellungen und Ideen von Ecke Bonk entwickelt.

Pressestimmen

  • „[...] selbst so aromatische Worte wie ‚Abküttern, Abkutzen, Ablachen‘ läuten keine neodadaistischen Glocken: Sie stammen aus dem Grimmschen Wörterbuch und sind Teil einer – seriösen – Installation von Ecke Bonk.“
    (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Juni 2002, S. 45)
  • „Globalisierungsklischees begegnet die Documenta mit der Umkehr des ethnologischen Blicks. Ecke Bonk zeigt die Cover des Deutschen Wörterbuchs der Brüder Grimm, auf denen sich die absurdesten deutschen Wörter befinden. Im Nebenraum werden Wörter aus dem Lexikon projiziert, deren Anblick ein ähnliches Erstaunen hervorruft wie der Anblick eines zotteligen exotischen Tieres.“
    (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 9. Juni 2002, S. 23)
  • „Nächster Raum, erster Stock. Grimm's Deutsches Wörterbuch als digitales Rollbild von Ecke Bohm, knapp 300 000 Lemmata stark. Schön für die, die es noch nicht kennen. ‚Hier‘, so Wyss, ‚findet das Warm-up fürs digitale Zeitalter statt. Das war schon in der Avantgarde des 20. Jahrhunderts so: Die Kunst hinkt der Technik hinterher. Sie eignet sich die Zukunft auf ästhetische Weise an. Es ist ein Gewöhnungsprozess. Man versucht mit modernsten Mitteln, sich ins Wimmelbild der Weltprovinzen einzulesen. Nach dem Motto: Dies alles gibt es also.‘“
    (Süddeutsche Zeitung, 8./9. Juni 2002, S. 13)
  • „Kunst-Projekte mit einem Hang zur Endlosigkeit“DWBLief.gif.jpeg
    „Ausufernde Arbeit: Der Künstler Ecke Bonk zeigt die Titelblätter des Grimmschen Wörterbuchs in Bilderrahmen. (Bild: dpa)“
    [...]
    „Eine interessante Arbeit mit Unendlichkeits-Tendenz hat auch der Berliner Ecke Bonk beigesteuert. Er bezieht sich auf die altehrwürdigen Gebrüder Grimm, die eben nicht nur Märchen gesammelt haben, sondern eine Fülle an Erklärungen und Belegstellen für ihr bis heute unerreichtes Deutsches Wörterbuch mit seinen 350 000 Einträgen. Bonk präsentiert die Titelblätter der vielen Bände, und er projiziert - per Zufallsgenerator - potenziell alle Bestandteile des Lexikons an die Wand eines feierliches dunklen Raumes. Am Anfang war das Wort: Die ganze Sprache findet sich hier als Kunst-Konzentrat. Und man denkt: Sieh an, auch damals gab es also schon diese besessenen Datensammler! Die Gebrüder Grimm passen somit zur documenta.[...]“
    (Westfälische Rundschau, 10. Juni 2002)
  • „[...] Außerdem ließ er [Ecke Bonk] alle 350.000 Einträge des Wörterbuchs der Gebrüder Grimm scannen. Per Zufallsgenerator werden beliebige daraus an die Wände eines gestylten Zimmers projiziert. Wenn alles gut geht, werden in 100 Tagen etwa 700.000 Menschen mit dem Werk konfrontiert worden sein. Darunter Tausende zum ersten Mal. Schön! [...]"
    (DER STANDARD, 11. Juni 2002, S. 36)
  • „[...] So liefert das komplette Grimm'sche Wörterbuch, das Ecke Bonk als digitales Rollbild auf drei Wänden ablaufen lässt, zum Wort ‚dann‘ den folgenden Eintrag, der die Gedankenkette von Grandmaster Flash umstandslos an den R-'n'-B-Star R. Kelly und seine Probleme mit 14-jährigen Spielgefährtinnen weiterreicht: ‚dann ist der gut gelaunte Sänger mitunter auch ein Kinderfänger‘. Sagt natürlich Göthe - wie ihn die Brüder Grimm schreiben, die einstmals hier in der Bibliothek des Fridericianums für ihr Jahrhundertprojekt forschten. [...]“
    (taz, 11. Juni 2002, S. 15)
  • „[...] Der Dritte im Bunde ist Ecke Bonk, einer der 15 Deutschen. Er stammt aus Karlsruhe, hat seinen Zweitsitz in Fontainebleu und widmet sich dem Grimmschen Wörterbuch, jenem Standardwerk der deutschen Sprach- und Wortforschung, aus dessen 350 000 Eintragungen durch Zufallsprogramme einzelne Worte ermittelt und an die Wand geworfen werden.
    Am Anfang war schließlich das Wort.[...]“
    (Westdeutsche Zeitung, 11. Juni 2002)
  • „[...] Nicht weit weg von Darbovens Schriftaltar und On Kawaras sprechendem Zahlen-Archiv hat Ecke Bonk sein ‚Buch der Wörter‘ aufgebaut. Es umfasst eigenhändig gesammelte, teils schon vergilbte Titelseiten des ‚Wörterbuches der Gebrüder Grimm‘. Das erste Exemplar stammt aus dem Jahr 1785 [sic], nachfolgende Auflagen ließen das Nachschlagewerk bis 2001 auf 32 Bände über die deutsche Sprachforschung anwachsen. 350 000 Einträge umfasst das Wortarchiv. Einzelne, zufällig ausgesuchte Einträge projiziert der Karlsruher Bonk an die Wand, bemüht, dem Betrachter aus dem umfassenden Wort-Zeichensystem die historische Entwicklung der Schreibweise sowie die sich wandelnde Bedeutung der Wörter als kulturelle Leistung zu vermitteln. [...]“
    (BerlinOnline, vom 20. Juni 2002)
  • „[...] Seine Installation ‚Book of Words – Random Reading‘ auf der Documenta 11 ist ein Geheimtipp für Germanisten. Ecke Bonk zeigt im Fridericianum sämtliche Titelseiten der Erstausgaben des ‚Grimmschen Wörterbuchs‘ von 1852 bis 1960. Im selben Haus stöberten einst die Gebrüder Grimm in der Bibliothek. Nun flimmern die rund 360 000 Einträge ihres Lexikons per Projektion über die Wand. Das digitale Archiv dazu lieferte Bonk die Universität Trier, die das Wörterbuch 2005 auf CD-ROM herausbringt.[...]“
    (Focus, 24. Juni 2002)
  • http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/3449/
  • Dokumenta-Empfehlung: Ecke Bonk zeigt deutsche Worte: 100 Tage, im 28 Sekundentakt (Vera Hildenbrandt für Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2002)
  • „[...] Der Typograph, Philosoph und Nasa-Spaceshuttle-Berater Ecke Bonk, Gestalter des Logos Documenta11, hat am Arbeitsort der Gebrüder Grimm einen Raum mit allen 32 Bänden und 380 Lieferungen des Grimmschen Wörterbuchs eingerichtet. In einem Nebenraum werden die 350 000 Einträge durch ein computergeneriertes RANDOM READING als fließende Leuchtschrift an die Wand projiziert. Der Typosoph Ecke Bonk sieht in diesem Menetekel ein zentrales Wahrnehmungsmodell von sich ständig überraschend verändernder Wirklichkeit. [...]“
    (Das Parlament, Nr. 27–28, 08./15.07.2002)
  • Documenta11 spot in der taz vom 16. Juli 2002